Geburtsort moderner Architektur
Das Feuer von 1871 sorgte für Rundum-Erneuerung
Das Great Fire of 1871 war für Chicago eine riesige Katastrophe, spielte jedoch für die Architektur der Stadt eine entscheidende Rolle. Bis heute weiß niemand genau, wo das Feuer entstand. Der Überlieferung nach, soll es in einer Scheune auf der Westseite der Stadt am Sonntag, dem 8. Oktober 1871 ausgebrochen sein. Montag früh hatte es sich bereits jenseits des Flusses ausgebreitet, war bis in den Geschäftsbezirk vorgedrungen und endete erst in den späten Abendstunden, nachdem Regen die Flammen zum Erlöschen gebracht hatte. 17.000 Gebäude wurden zerstört. Der Schaden belief sich auf 20 Mio. US-Dollar.
Nach dem Feuer war der Großteil der Stadt bis auf die Grundmauern niedergebrannt und es blieb praktisch keine andere Wahl, als alles neu aufzubauen. Man nahm diese Chance wahr und holte Architekten und Landschaftsdesigner aus ganz Amerika. Sie schufen eine völlig neue Metropole – mit Bauten, die man so vorher noch nicht kannte. Nach Entwürfen von William La Baron Jenney entstanden weltweit die ersten Wolkenkratzer mit Stahlrahmenkonstruktion. Das war auch die Geburtsstunde der Chicago School of Architecture. 1909 entwarf Daniel Burnham einen Plan für Chicago, der zur Vorlage für andere Städte werden sollte. Der ‚Windy City’ war es gelungen, sich architektonisch einen Namen zu machen.
Eines der wenigen Gebäude, das das Große Feuer überlebt hatte, ist Chicago Water Works. Hier befindet sich heute ein Besucherzentrum. Auch wenn der erste Wolkenkratzer schon lange nicht mehr steht, kann Chicago mit drei der höchsten Gebäude Amerikas aufwarten: den 442 m hohen Willis Tower (der als Sears Tower von 1974 an fast 25 Jahre lang das höchste Gebäude der Welt war), den 423 m hohen Trump Tower/Hotel sowie das 346 m hohe Aon Center.
Bei einer Stadt, die Architektur so ernst nimmt, überrascht es nicht, dass es gleich mit mehreren Einrichtungen aufwartet, in denen man das architektonische Erbe von Chicago selbst erleben kann. Der beste Ausgangspunkt ist das Chicago Achitecture Foundation/ArchiCenter auf der South Michigan Avenue, das mehr als 70 verschiedene Touren und Aktivitäten aller Art bietet. In der CitySpace Gallery des ArchiCenter lässt sich anhand einer Darstellung der Bauabfolge und eines maßstabgenauen Modells der Chicagoer Innenstadt der Nachbau vollziehen. In dem im Lincoln Park beheimateten Chicago History Museum erfährt man alle Einzelheiten über das Große Feuer und die Rolle, die es in der Geschichte der Stadt spielte.
Architektonische Stadtrundfahrt
Bei einer Bootsfahrt auf dem Chicago River lassen sich die Werke vieler Pioniere der Architektur bewundern, die die Stadt geprägt haben.
Einer der beachtenswerten Architekten war Daniel Burnham, der den Entwurf für das „neue“ Chicago schuf und eine Reihe bahnbrechender Gebäude entwarf. Zu diesen gehören u.a. das Roockery Building und das Reliance Building das erst vor einigen Jahren renoviert und als Hotel Burnham zu seinen Ehren neu eröffnet wurde.
Louis Sullivan, ein Zeitgenosse von Burnham, entwickelte seinen eigenen, ihn kennzeichnenden Stil und nahm Einfluss auf so wichtige Künstler wie Frank Lloyd Wright, der kurze Zeit für ihn arbeitete. Sullivans Werk können Sie im Jewelers´ Building, im Auditorium Building und im Carson Pirie Scott Building bestaunen.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstand in Chicago ein eindeutig amerikanischer Architekturstil – der Prairie Style. Diese Stilrichtung ruft die unendlich große Weite der amerikanischen Landschaft wach, in dem sie die horizontale Ausdehnung konzentriert und die Übergänge zwischen Innenraum und Außenraum verwischt. An verschiedensten Orten der Stadt, vor allem aber im nahe gelegenen Vorort Oak Park, kann sich der Besucher an Werken der bekanntesten Vertreter dieses Stils, George Maher und Frank Lloyd Wright, durch eine in mehreren Sprachen erhältliche, in eigener Regie geführte Audiotour erfreuen.
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde Chicago zum Magnet für Architekten von internationalem Ruf. Unter diesen befand sich Ludwig van der Rohe, dessen glatter, glänzender “International Style“ der Stadt eine unauslöschliche Prägung verliehen hat. Van der Rohe war unter anderem Architekt der Türme am 860-880 Lake Shore Drive und Designer zahlreicher Gebäude des Illinois Institute of Technology, darunter der Crown Hall, einem überwältigenden Verbund aus Stahl und Glas. Der deutschstämmige Architekt und Einwohner Chicagos, Helmut Jahn, ist bekannt für sein gewaltiges und kontroverses Design, das sich im James R. Thompson Center dem United Airlines Terminal des O´Hare International Airports und im State Street Village am Illinois Institute of Technology wiederfindet.
Seit Anfang des neuen Jahrtausends entsteht in Chicago jedoch weitere bedeutende Architektur. Frank Gehry schuf beispielsweise das Kernstück des im Stadtzentrum liegenden Millennium Parks, den Stählernen Jay Pritzker Pavillon.
Die besten Shopping-Tipps für die Windy City
Man gibt sich mondän. Dementsprechend groß ist auch die Auswahl an Malls und Geschäften